Window of Tolerance

von | Sep. 21, 2025 | Nervensystem

Wie viel Stress hälst du aus?

Heute möchte ich mit dir über das sogenannte Window of Tolerance sprechen und darüber, wie früher erfahrene unsichere Bindung in der Kindheit mit diesem Window of Tolerance zusammenhängt.

Du kannst dir am besten jetzt mal eine liegende Acht vorstellen und nimmst nur den unteren Teil. Es entstehen zwei Kurven, eine nach oben, eine nach unten. Im besten Fall, wenn wir ausgeglichen sind und das Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung im Gleichgewicht ist, dann ist unser Window of Tolerance schön ausgewogen.

Wenn wir uns in diesem Bereich bewegen, können wir Anspannung wahrnehmen, aber auch Ruhe genießen und uns das zugestehen. Dies ist ein absolut ausgewogener Zustand.

Was ist das Window of Tolerance und warum ist es wichtig?

Wenn wir uns nicht in dieser Ausgewogenheit zwischen Anspannung und Entspannung bewegen, gerät das Nervensystem in eine Übererregung. Das bedeutet: Druck, Reizbarkeit, Panik, Angst, das Gefühl, ständig auf der Hut zu sein.

Oder es kann auch sein, dass wir uns betäubt fühlen – abgeschnitten, resigniert oder kraftlos.

Wie hängen frühere Bindungserfahrungen mit dem Window of Tolerance zusammen?

Ob unser Window of Tolerance ausgeglichen ist, hängt stark von unseren Bindungserfahrungen als Kind ab.

Haben wir Sicherheit, Verlässlichkeit und Trost erfahren? Haben wir gespürt, wie sich Beruhigung anfühlt? Dann entsteht ein gesunder Rhythmus: mal Anspannung, dann wieder Entspannung.

Wenn Kinder in unsicherer Bindung aufwachsen, erfahren sie dagegen, dass Bindung unberechenbar ist. Eine Bezugsperson kann mal warm und zugewandt, am nächsten Tag zurückweisend und nicht erreichbar sein. Diese Widersprüche sind für ein Kind nicht einschätzbar.

So gerät das Nervensystem in Alarmbereitschaft. Der Körper schüttet Cortisol aus, um mit diesem Gefühl von Unsicherheit überhaupt umgehen zu können. Je öfter und je länger solche Erfahrungen geschehen, desto mehr gewöhnt sich das Nervensystem daran – es glaubt, das sei normal.

Die Folge: Das Window of Tolerance verengt sich. Schon kleine Belastungen fĂĽhren dann zur Ăśber- oder Untererregung, weil das Nervensystem nicht gelernt hat, dauerhaft in Sicherheit zu ruhen.

Mehr darĂĽber, wie Bindungserfahrungen das Fundament legen, findest du im Beitrag „Sicher und unsicher gebunden“.

Farbintensive Darstellung eines energetischen Gesichts mit Lichtlinien

Wie erkennst du, dass du auĂźerhalb deines Window of Tolerance bist?

Bei Stress kann sich das körperlich zeigen durch Herzklopfen, Atemnot oder innere Unruhe. Natürlich gehst du mit diesen Beschwerden auch zum Arzt, damit körperlich alles abgeklärt wird.

Emotional erlebst du vielleicht Angst, Getriebenheit, rasende Gedanken, das Ausmalen von Szenarien, das ständige Erwarten des Schlimmsten.

Das Muster stammt aus alten Anpassungen: Das Kind musste wachsam sein, um früh zu erkennen, wann Nähe sicher ist und wann nicht. Das Nervensystem blieb also vorsorglich in Alarmbereitschaft – und der Cortisolspiegel stieg.

Manche Menschen reagieren dann mit Übererregung (innere Unruhe, Panik, Getriebenheit), andere mit Untererregung (Gefühl von Lähmung, Erstarrung, Abgetrenntsein). Auch das ist ein Schutz, den das Nervensystem früh entwickelt hat.

Glaubenssätze aus unsicherer Bindung

Sowohl Ăśber- als auch Untererregung sind Folgen frĂĽher Unsicherheit. Das Nervensystem verknĂĽpft heutige Situationen mit alten Mustern.

So entstehen Glaubenssätze wie:

► „Ich lasse lieber nie los, sonst verliere ich die Kontrolle.“

► „Es hat doch sowieso keinen Zweck.“

Diese Glaubenssätze sind Schutzstrategien. Sie waren in der Kindheit überlebenswichtig, doch im Erwachsenenalter engen sie uns ein.

Wie kannst du dein Window of Tolerance erweitern?

Unser Nervensystem sucht unbewusst Entlastung. Kommt diese in Form von Nähe oder Anerkennung, wird Dopamin ausgeschüttet. Daraus entsteht ein Kreislauf von Stress und Belohnung – ein Muster, das sich immer wiederholt.

Das erklärt, warum Menschen mit unsicherer Bindung in Beziehungen oft schwanken zwischen Verzweiflung und intensiven Glücksmomenten. Das Nervensystem pendelt außerhalb des Window of Tolerance, statt reguliert zu bleiben.

Doch Veränderung ist möglich. Das Nervensystem ist lernfähig. Wir sind heute erwachsen. Wir müssen uns Situationen nicht mehr aussetzen – wir können neue Erfahrungen machen.

Das Bewusstsein darĂĽber ist der erste Schritt: Bin ich gerade ĂĽbererregt, untererregt oder ausgeglichen? Statt dich fĂĽr Stress oder Erstarrung zu verurteilen, erkenne: dein System schĂĽtzt dich mit alten Mustern.

Gezielte Entspannung, Bewegung oder sichere Beziehungen können dir helfen, dein Nervensystem Schritt für Schritt zurückzuführen ins Window of Tolerance.

Ziel ist nicht, Stress völlig zu vermeiden, sondern flexibel zu bleiben: zwischen Aktivierung und Entspannung zu wechseln und so ein inneres Gleichgewicht zu finden.

Und wenn dich interessiert, wie Cortisol und Dopamin unser Nervensystem beeinflussen, lies gern den Beitrag „Unsicher gebunden & Suchtkreislauf“.

Window of Tolerance und Bindung im Erwachsenenalter

Das Window of Tolerance zeigt, wie eng Nervensystem und Bindung verknüpft sind. Wer als Kind Sicherheit erlebt hat, bewegt sich auch als Erwachsener leichter darin. Wer unsichere Bindungen erlebt hat, spürt häufiger das „Hinausfallen“ und die Schwierigkeiten in der Regulation von Stress und Gefühlen.

Doch auch das ist nicht endgültig. Durch neue Erfahrungen – in Beziehungen, in Begleitung, im Kontakt mit dir selbst – kann dein Nervensystem lernen, Sicherheit zu spüren. Mit jeder verlässlichen Erfahrung dehnt sich dein inneres Fenster Stück für Stück weiter aus.

Einladung

Ich möchte dich herzlich willkommen heiĂźen in unserer Mittwochsgruppe 19:30 – 21:00 Uhr

„Wandel im Herzen der Woche – Dein Raum für Erkenntnis, Transformation und Selbstwirksamkeit“.

Dort gehen wir auf diese Themen tiefer ein, machen Ăśbungen und arbeiten gemeinsam an den Schritten:

🌸 erkennen 🌸 transformieren 🌸 selbstwirksam werden

Wenn dir der Mittwochabend nicht passt, kannst du auch gern Kontakt zu mir aufnehmen fĂĽr eine 1:1 Begleitung.

Du hast Fragen oder möchtest ein persönliches Gespräch mit mir führen? Dann melde dich gerne bei mir über Whatsapp, via Zoom, online oder per E-Mail. Ich freue mich auf Deine Nachricht.

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Hinweis: Die beschriebenen Methoden ersetzen keine medizinische, psychologische oder psychotherapeutische Behandlung. Sie dienen der energetischen und persönlichen Begleitung und stellen keine heilkundliche Tätigkeit im Sinne des § 1 Heilpraktikergesetz dar. Weitere Informationen findest du in meinen AGB & rechtlichen Hinweisen.

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